Mittwoch, 2. November 2016

[Rezension] Glencoe - Charlotte Lyne

Titel: Glencoe
Autor: Charlotte Lyne
Genre: Historischer Roman
Verlag: Lübbe
Bereits gelesene Bücher der Autorin: keins
Cover und Inhaltsangabe ©  Lübbe





"1689. Im Streit um die englische Thronfolge ist das Hochland zutiefst gespalten. Die MacDonalds halten den Stuarts die Treue, die Campbells unterstützen den neuen König. Gegen den Willen ihrer Familien holt Sandy Og MacDonald die junge Sarah Campbell als seine Braut nach Glencoe. Zwischen ihnen ist es Liebe auf den ersten Blick. Als Sarah nach mehreren Totgeburten einen verkrüppelten Sohn zur Welt bringt, wird sie von den Frauen des Clans noch mehr verachtet. Sandy Og erntet ob seiner Sanftheit nichts als Hohn und Spott. Gleichzeitig spitzt sich der Zwist zwischen den MacDonalds und den Campbells zu. In einer eiskalten Winternacht kommt es zu einem Blutbad, wie es das Hochland noch nicht gesehen hat. Können ausgerechnet Sarah und Sandy Og, die Außenseiter, ihren Clan vor dem Untergang retten?"




Ich habe es endlich getan und mich an ein neues Genre herangewagt, nämlich den historischen Romanen. Warum? Einfach weil in der letzten Zeit gemerkt habe, dass ich gerne in die Vergangenheit eintauche und ich mein Interessengebiet unbedingt mal erweitern sollte. Kann ja nicht angehen, dass ich zu einer alten Thriller-Tante mutiere!

Meine Wahl fiel hier auf Glencoe, denn ich finde die schottische Geschichte sehr interessant und es ist doch langweilig, immer nur über die Zeit vom Ersten und Zweiten Weltkrieg zu lesen, oder?

Wie ich bereits erwartet hatte, ist dieses Buch hier keine leichte Kost. Als "Anfänger" in diesem Genre musste ich zugegebenermaßen einiges zwei Mal lesen, um die ganzen Zusammenhänge zu verstehen, aber der Schreibstil von Charlotte Lyne ist fabelhaft, zwar oft ein wenig trocken, aber ich konnte nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Bei solchen Romane ist der Vorteil, dass man zeitgleich eine Menge lernen kann und so weiß ich jetzt über das Massaker von Glencoe Bescheid!




- Sarah Campbell -

Obwohl es meiner Meinung nach hier wenig um Charakterentwicklung geht, habe ich Sarah Campbell sofort in mein Herz geschlossen. Wir lernen sie in dem Moment kennen, als sie von Sandy Og nach Glencoe gebracht wird und sie sich mit dem neuen Leben vertraut machen muss. Das Buch macht dabei einige Zeitsprünge und wir lernen Sarah und auch Sandy Og an verschiedenen Punkten ihres Lebens und natürlich auch in Kriegssituationen besser kennen.

Das Leben für Sarah im neuen Clan ist schwer. Sie wird nicht anerkannt und es werden schlimme Gerüchte über sie verbreitet. Als sie dann auch noch einen Jungen mit einer Behinderung zur Welt bringt, wird sie immer mehr ausgestoßen. Nur Sandy Og gibt ihr einen gewissen Halt.

- Sandy Og McDonald -

Als Leser kann man sich erst einmal nicht vorstellen, dass ein Mann, der seine zukünftige Braut entführen muss, gute Absichten hat. Was sich aber erst einmal wie ein Zwang anhört, entwickelt sich aber zu einer echten Liebesgeschichte ohne Kitsch. Es ist spürbar, dass Sandy Og und Sarah zusammengehören, dass sie sich achten, respektieren und ehrlich lieben!

Sandy Og selbst ist kein Mann der großen Worte, aber wenn man seine vielen Gesten und Gedanken betrachtet, muss man ihn als Leser einfach mögen!




"Glencoe" von Charlotte Lyne war bei weitem keine einfache Lektüre, aber das habe ich auch gar nicht erwartet. Dem Buch ist anzumerken, wie viel Herzblut die Autorin hineingesteckt hat. Es ist eine Leidenschaft spürbar, die man heute bei den ganzen 0815-Büchern kaum noch spürt. Zwar hatte ich zwischendrin ein paar Probleme, mir das alles vorzustellen, denn ich habe zwar eine ausgeprägte Fantasie, aber bei echten Ereignissen hört es bei mir meistens aus. Dennoch bin ich froh, am Ball geblieben zu sein.

Die Geschichte ist recht düster. Es ist eine Geschichte einer Feindschaft zweier Clans, aber auch über Hoffnung, über Liebe und über das Leben in der damaligen Zeit. Es gibt tolle Einblicke in die Hierarchien, in das Miteinander und auch in verschiedene Traditionen.

Was mich ein wenig aus der Bahn gebracht hat: Die Kämpfe. Ich muss gestehen, dass ich kein Freund davon bin, über mehrere Seite einen Krieg beschrieben zu bekommen. (Deswegen mag ich High Fantasy wohl auch überhaupt nicht!) Dennoch hat es die Autorin geschafft, dass ich durchgehalten habe, denn der Rest des Buches hat mich wirklich in den Bann gezogen.

Das Ende ist sehr dramatisch und es ist wohl auch vom Vorteil, im Vorneherein nichts von dem echten Massaker in Glencoe zu wissen! Mich hat das Ende wirklich schockiert, auch wenn ich kein direktes Mitgefühl empfunden habe. Ich denke, dafür waren mir die Charaktere nicht nah genug gekommen. Ob dies an der Wortkargheit unserer beider Protagonisten lag oder aber an zu wenigen Einblicken in ihr Inneres, kann ich schlecht sagen. Das Buch würde ich aber dennoch weiterempfehlen, denn es war für mich ein guter Einblick in dieses Genre, das von mir einfach bis jetzt zu wenig Beachtung gefunden hat!




Eine düstere Geschichte über ein schreckliches Massaker, aber auch eine Geschichte über Hoffnung, Liebe und das Leben!

Ich vergebe 4 von 5 Käseratten.



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