Donnerstag, 26. April 2018

[Zufalls-Reread] Der Seitensprung - Karin Alvtegen

Titel: Der Seitensprung
Autor:  Karin Alvtegen
Genre: Roman, Krimi, Psychologischer Roman
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2005
Anzahl der Seiten: 288
Cover und Inhaltsangabe © Rowohlt



"Eva entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre hat – und sinnt auf Rache. Für den schnellen Trost gabelt sie in einer Kneipe Jonas auf. Sie ahnt nicht, dass ihr charmanter One-Night-Stand schwer gestört ist: Frauen, die mit ihm anbändeln, lässt er nie wieder los."




Mit "Der Seitensprung" von Karin Alvtegen ist jetzt genau das passiert, wovor sich wohl jeder Blogger fürchtet: Ich habe es zum zweiten Mal gelesen, ohne zu wissen, dass ich es bereits vor einigen Jahren schon einmal gelesen hatte. Ja, ab der Hälfte etwa habe ich gemerkt, dass in meinem Kopfkino die Geschichte irgendwie schon abgespeichert war - ein Blick auf meinem Blog brachte dann die Gewissheit: Ja, ich habe das Buch 2014 bereits gelesen!

Witzigerweise bin ich ja davon ausgegangen, dass ich Karin Alvtegen noch nicht kannte. Ich habe die Autorin ja erst vor kurzem im Bücherschrank entdeckt und ihr Buch "Die Flüchtige" hat mich so mitgenommen, dass ich weitere Bücher von ihr lesen wollte. Ein Zufall, dass ich damit ein Buch erwischt hatte, dass ich tatsächlich schon kannte.

Obwohl ich das Buch bereits vor etwa 4 Jahren gelesen habe, konnte es mich erneut komplett in den Bann ziehen. Die Geschichte war sehr intensiv, sehr emotional und vor allem auch sehr tiefgründig. Genau das liebe ich an den Werken der Autorin!




- Eva -

Eva findet zu Beginn der Geschichte auf sehr schmerzvolle Art und Weise heraus, dass ihr Mann sie betrügt. Statt ihm jedoch zur Rede zu stellen, versucht sie, durch einen recht verzweifelten Plan, die Kontrolle zurückzuerlangen.

Eva selbst tat mir beim Lesen furchtbar leid, auch wenn sich schnell herausstellt, dass Rache hier wieder einmal keine Lösung ist. Ich konnte mit ihr aber mitfühlen, war ebenso wütend auf ihren untreuen und vor allem sehr feigen Mann und habe wohl beim Lesen das selbe empfunden wie Eva.
Wieder einmal hat es die Autorin geschafft, den Leser tief in die Psyche ihrer Charaktere eintauchen zu lassen!

- Jonas -

Jonas empfand ich als ungemein interessanten Charakter. Wir lernen ihn zu Beginn der Geschichte am Krankenbett seiner "Freundin" Anna kennen. Sie liegt im Koma und er kümmert sich augenscheinlich rührend um sie, doch dann erklärt ihm der Arzt, dass sie vielleicht nie wieder aufwachen wird ...

Jonas besitzt einen Kontrollzwang, der wohl auf seine Kindheit beruht. Hier hat er nämlich seinen untreuen Vater beschützt und seine Mutter jahrelang belogen. Als die Wahrheit dann ans Tageslicht kam, ist seine Mutter zerbrochen und wollte nun auch nichts mehr von Jonas wissen. Er hat die Liebe seiner Mutter verloren und ist jetzt zerzweifelt auf der Suche nach jemanden, den er lieben kann.

Obwohl Jonas in dieser Geschichte wohl der "Bösewicht" ist, mochte ich ihn sehr gerne. Toll, wie auch hier der Autorin ein Einblick in seine wirren Gedanken gelungen ist!




Karin Alvtegen schreibt Romane, die wahrlich unter die Haut gehen und mich als Thrillerfan tatsächlich an meine Grenzen bringen - obwohl kein Blut und auch sonst keine richtige Gewalt vorkommt. Die Autorin schafft es, den Leser tief in die Abgründe der menschlichen Seele zu ziehen, ihre Charaktere haben allesamt Ecken und Kanten, Probleme, denen sie sich stellen müssen und Zwänge und Ängste, die sie verzweifelt versuchen, zu besiegen.

In meiner längst vergessenen Rezension aus dem Jahre 2014 zu diesem Buch habe ich die Geschichte bereits als Highlight eingestuft und nun, vier Jahre später, hat sich mein Leseempfinden nicht verändert. "Der Seitensprung" hat mich auch heute auf eine emotionale Achterbahnfahrt genommen, ich konnte mit Eva mitfiebern, habe Henrik, ihren Mann verabscheut und konnte mich in den zerbrochenen Jonas hineinversetzen.

Das Buch ist zwar in erster Linie ein Roman, der auch recht ruhig erzählt wird, aber mein Puls hat sich beim Lesen etliche Male beschleunigt. Wir haben hier so viele Lügen, die verschleiert werden, so viele kleine Machtspiele und so viel Misstrauen, dass mich das alles psychisch echt mitgenommen hat.

Karin Alvtegen schafft es auch mit diesem Werk auf nur 288 Seiten einen ungemeinen Sog zu erschaffen. Viele Wendungen runden die Geschichte ab und wissen den Leser zu schockieren. Durch die verschiedenen Sichtweisen verwandelt sich die Wahrheit auch oft in eine Lüge und andersherum. Hier wird wieder deutlich, wie wichtig doch Vertrauen in einer Beziehung ist, denn ist dieses erst einmal gebrochen, dann gibt es wohl keinen Weg zurück!

Das Ende dieses Romans ist bitterböse. Es hat mich schockiert und echt mitgenommen, war für mich aber der perfekte Ausgang, denn letztendlich war niemand in dieser Geschichte absolut ehrlich. Es gab zu viele Lügen, die am Ende dann bestraft werden ... Ein Ausgleich, der zwar kein echter Ausgleich ist, aber zeigt, dass es im Leben nicht immer ein "Happy End" gibt ...




Auch beim zweiten Mal lesen hat mich das Buch mitgenommen und mir stellenweise den Atem geraubt. Es ist eine Geschichte von Liebe, Verrat und Misstrauen, Wahrheit und Lüge verschmelzen miteinander und steuern dann zielsicher auf ein bitterböses Ende zu ... Ein echtes Highlight! Für mich gehört Karin Alvtegen mittlerweile zu meinen Lieblingsschriftstellern!


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